Bericht über das Konzert des Shanty-Chors

In der Schwäbischen Zeitung (Ausgabe Wangen) vom 13.11.2017 ist der folgende Bericht über das Konzert des Shanty-Chors am 10.11.2017 erschienen:

Durchs Weberzunfthaus weht eine frische Brise

Beim Konzert des Shanty-Chors bleibt kein Stuhl leer – Allgäuer besingen Meer, weite See, Wind und Wellen

Von Johannes Rahn

Im vollen Weberzunfthaus holte der Shanty-Chor die raue See ins meeresferne Allgäu. Foto: Rahn

Shanty und Seemannslieder scheinen populär im Allgäu und stellen eine echte Marktlücke dar. Das Weberzunfthaus konnte den Besucherandrang beim Konzert des Shanty-Chors am Freitagabend jedenfalls kaum fassen, Stühle mussten geschleppt werden und manch einer musste den Liedern vom Türstock aus lauschen. Dirigent Dieter Schmidhäuser und seine Sänger konnten zufrieden sein über so viel Resonanz.

Mit dem Pfeifensignal und einem stilgerechten „Alle Mann an Deck“ trat der Shanty-Chor auf, adrett mit blau-weißen Hemden, roten Halstüchern und Schiffermütze und verbreitete sofort eine Stimmung von Meer, frischer Brise und salziger Luft im engen Saal. Die Shantys und Seemannslieder kamen frei von der Leber weg gesungen, mit guter Intonation und dynamischen Wechseln, unterstützt von Akkordeon, Mundharmonika und Gitarre.

„Hamborger Veermaster“, „Kaperfahrt“ „My Bonnie is over the Ocean“ oder „Rolling home“ erzählten von Fernweh und Heimweh, von der (oder den) Liebsten, die im Hafen zurückgelassen wurden, während die Matrosen den rauen Stürmen und hohen Wellen trotzen mussten. Unbekümmert und herzerfrischend sangen Allgäuer vom Meer, der weiten See, Wind und Wellen und mauserten sich dabei von Landratten zu wettergegerbten Seebären. Die Stimmung war heimelig und wehmütig zugleich und man konnte sich gemütlich fallen lassen, hinein in Klassiker wie „Lili Marleen“, „Kleine Möwe“ oder „Nimm uns mit Kapitän, auf die Reise“. Gute Laune machten auch die Anekdoten und Witze, die Gerd Locher erzählte. Der Humor des hohen Nordens war gar nicht so weit entfernt von unserem meeresfernen Allgäu: trocken, deftig, raubeinig und vom harten Leben geprägt.

Mundharmonika-Gruppe setzt besonderen Akzent

So zupackend waren auch die Lieder und der Gesang, besonders den Shantys hörte man an, dass sie zur Arbeit gesungen wurden: rhythmisch, im Wechsel von Vorsänger und Chor vorgetragen, dienten sie zur Koordination einer arbeitenden Mannschaft: alle ziehen am selben Strang.

Einen besonderen Akzent setzte die Mundharmonika-Gruppe des Bürgerforums. Das zu unrecht als „Goschenhobel“ bezeichnete Instrument, weckte Erinnerungen an eine Zeit, als man Musik noch selber machen musste, weil es noch kein Radio gab – oder es zu teuer war. „Die Fischer von San Juan“, „Calabrisella“, des „Allgäulied“ und „Zigeunerkind“ zeigten die Vielfalt, aber auch die Ausdrucksmöglichkeiten dieses Instruments. Und dass es davon eine ganze Menge Varianten gibt, von der kaum handbreiten Miniaturausgabe bis hin zum Bass, den man schon mit beiden Händen festhalten muss.

Ein gelungener Auftritt, stimmungsvoll und herzlich, der dazu geeignet war, „den Staub des Alltags von der Seele zu waschen“. Das wollten auch die Matrosen und Seeleute der alten und neuen Zeit mit ihrer Musik: den von außen aufgezwungen Rhythmus des Lebens und Arbeitens aufbrechen, verlangsamen und für eine Zeitlang vergessen. Das ist dem Shanty-Chor des Bürgerforums für fast zwei Stunden gelungen.

Der Spendenerlös des Abends ging ans Rote Kreuz. In dessen Räumlichkeiten hat der Shanty-Chor aufgrund seiner zunehmenden Größe ein Proben-Refugium gefunden.

 

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